Sturmläuten

Trio Orelon

Judith Stapf, Violine
Arnau Rovira i Bascompte, Violoncello
Marco Sanna, Klavier

Trio Orelon © Anna Fiolka

Termine

So., 5. Oktober 2025 | 18 Uhr

Zeughaus Neuss

Joseph Haydn – Klaviertrio A-Dur Hob. XV:18
Dmitri Schostakowitsch – Klaviertrio Nr. 2 e-Moll op. 67
Maurice Ravel – Klaviertrio a-Moll

 

Das Trio Orelon hat einen wahren Senkrechtstart hingelegt! Noch mitten im Studium 2018 gegründet, kann das junge Trio schon mit bedeutenden Auszeichnungen glänzen. Es entschied den 72. Internationalen Wettbewerb der ARD für sich und heimste zudem den Publikumspreis ein. Den Namen Orelon verdankt das Trio der Weltsprache Esperanto, in der Orelon schlicht »Ohr« bedeutet und damit die vielfältigen Aspekte des Hörens impliziert.

Ganz untypisch scheint bei Joseph Haydn die Leichtigkeit, die sonst gemeinhin bei ihm mitschwingt, getrübt. Während seines zweiten Besuchs in London in den 1790er Jahren komponierte Haydn etwa ein Dutzend Klaviertrios. Hier ist der stürmische Haydn gereift, mit Anfang 60 befindet er sich auf dem Höhepunkt seines Könnens. So glänzt das Klaviertrio A-Dur mit kompositorischer Raffinesse und hoher Individualität. Grimmige Akzente werfen Schatten auf die ungezwungene Heiterkeit und bereichern den musikalischen Ausdruck. Das Ergebnis ist eine außergewöhnliche Klangwirkung.

Szenenwechsel: Im Laufe des Zweiten Weltkriegs starben etliche Menschen aus Dmitri Schostakowitschs näherem Umfeld. Doch vermutlich traf ihn kein Verlust so hart wie der Tod des Musikkritikers Iwan Sollertinski im Jahr 1944. Schostakowitsch widmete das 2. Klaviertrio dem Andenken dieses Freundes. Die Musik drückt Schmerz und Klage aus und neben der Trauer sind auch die Not und das unfassbare Kriegsleid in der Musik spürbar. Folgerichtig greift Schostakowitsch ein Thema aus diesem Klaviertrio Jahre später wieder auf und verarbeitet es in seinem 8. Streichquartett von 1960, das den Opfern des Faschismus und des Krieges gewidmet ist. Das Trio gipfelt in einem makabren Totentanz – mehr Trauer und Verzweiflung geht kaum!

Ebenfalls vom Kriegstreiben zutiefst getroffen war Maurice Ravel. Im Sommer 1914, als in Frankreich das Sturmläuten den Beginn des Ersten Weltkriegs anzeigte, saß Ravel an seinem Klaviertrio a-Moll – das einzige seiner Gattung, das er komponierte. Das Klaviertrio erscheint mit seiner Heiterkeit wie ein Fluchtpunkt, um den drohenden Vorboten des kriegerischen Grauens etwas entgegenzusetzen. Und so verführt Ravel selbst in Zeiten des Krieges als bewunderter Klangmagier.

 

Begleitend zum Konzert stellt die Neusser Künstlerin Simone Klerx ihre Werke im Zeughaus aus.