Claude Debussy – Cellosonate d-Moll op. 40
Camille Saint-Saëns – Cellosonate Nr. 1 c-Moll op. 32
Robert Schumann – Adagio und Allegro op. 70
Johannes Brahms – Cellosonate e-Moll op. 38
Um 19:15 Uhr findet eine kostenfreie Konzerteinführung mit Heike Henoch statt.
Sowohl Julian Steckel als auch Herbert Schuch sind alte Bekannte bei den Zeughaus Konzerten – zusammen als Duo kommen sie allerdings zum ersten Mal nach Neuss. Die beiden verbindet eine musikalische Freundschaft; man erlebt sie gemeinsam auf den nationalen und internationalen Konzertpodien, nicht nur als Duo, sondern auch in verschiedensten anderen Kammermusikformationen.
»Ziemlich beste Freunde« waren auch Robert Schumann und Johannes Brahms – eine besondere Künstlerfreundschaft verband sie. Als Johannes Brahms im September 1853 Station bei Robert und Clara Schumann in Düsseldorf machte, tauchte er ein in eine ihm unbekannte, bürgerliche Lebenswelt. Er bewunderte die Schumanns und ihren kulturellen Freundeskreis; und auch die Schumanns waren höchst angetan von dem jungen Komponisten – sowohl von seinem kreativen Potential als auch von seiner musikalischen Reife.
Seit seiner Jugend war Johannes Brahms dem Cello verfallen. Er nahm Unterricht und hat es auf dem Instrument weit gebracht. »Sie müssen wissen, dass wir engere Kollegen sind. Als Knabe habe auch ich Cello gespielt und es sogar bis zu einem Rombergschen Konzert gebracht«, schrieb Brahms dem berühmten Cellisten Julius Klengel. Der harten Selbstkritik, die Brahms als Komponist an den Tag legte, hielten zwei Cellosonaten stand, die er im Abstand von mehr als zwanzig Jahren schuf: seine 1865 vollendete Cellosonate in e-Moll und die in F-Dur op. 99 von 1886. Wie so oft bei Brahms bilden die beiden Sonaten ein Gegensatzpaar in Dur und Moll – »Licht und Schatten«, wie der Komponist sagte. In ihrem tief melancholischen Charakter und dem dunkel-klagenden Timbre der Tonart e-Moll scheint die erste Cellosonate paradigmatisch für den ernsten Charakter des Instruments zu sein. Die Entstehung dieser Musik steht in unmittelbarem Zusammenhang mit seiner unglücklichen Liebe zu Clara Schumann – diese geheimnisumwobene Beziehung zwischen beiden beschäftigt die Musikgeschichte bis heute. Auch der verschollene zweite, langsame Satz der Sonate gibt Rätsel auf: Brahms hat ihn vernichtet. Haben die schwärmerischen Variationen zu viel über seine Empfindungen zu Clara preisgegeben? Die Sonate erscheint auf sonderbare Weise unvollendet.
In Robert Schumanns letztem Jahr vor dem Umzug nach Düsseldorf 1849 dominierte die kleine ompositorische Form, er schuf zudem vornehmlich Kammermusik, Romanzen, Fantasiestücke etc. Doch der beschauliche Charakter dieser Werke steht den früheren »großen Werken« Schumanns in Innovation und Ausdruck in nichts nach. In diesen, seinen »fruchtbarsten Jahren«, entstanden zahlreiche Werke für Klavier und ein Melodieinstrument, für das er verschiedenste Blasinstrumente vorsah – jedoch schuf er zugleich auch eine alternative Streicherbesetzung. So erschien das Adagio und Allegro op. 70 – in der Originalfassung für Horn und Klavier – auch in einer Version für Violoncello und Klavier.
Angestachelt von einem glühenden Patriotismus in den Jahren vor und während des Ersten Weltkriegs besann sich Claude Debussy auf das musikalische Erbe seiner Nation. Sein Zyklus »Six sonates pour divers instruments« entstand zu dieser Zeit und kann als Verherrlichung der »Musique française« in Abgrenzung von der Musik der deutschen Spätromantik gelesen werden. So ist auch die Cellosonate von Eleganz, Poesie und Leichtigkeit geprägt. Typisch französische Attribute, wie Debussy vermutlich dachte.
Als »ein mächtiges Werk von Beethovenscher Dramatik« bezeichnete der französische Forscher Jean-Alexandre Ménétrier Camille Saint-Saëns’ virtuose und hoch anspruchsvolle erste Cellosonate, die ebenso wie Debussys Spätwerke klassizistische Züge aufweist, gleichzeitig aber auch von packender Dramatik ist.
Begleitend zum Konzert stellt der Neusser Künstler HOLT sein Werke im Zeughaus aus.